Mein neues Buch erscheint am 13. Januar im Ueberreuter Verlag und heißt „They Are Everywhere“. Die Handlung spielt im Jahr 2055 und dreht sich um die 16-jährige Hannah und den ein Jahr jüngeren Jarrett. Ich übergebe das Wort an die Protagonistin:
Ich bin Hannah, 16, und wir haben das Jahr 2055, wo Roboter und Androiden genauso zum Alltag gehören wie virtuelle Welten. Weil ich fast nur noch im Cyberspace lebe, verdammen mich meine Eltern zu analogen Ferien auf einer Farm in Ohio. Doch dort spielt auf einmal alles verrückt: Die Maschinen wenden sich plötzlich gegen Menschen.
Ein atemloser Trip beginnt, auf dem ich mich auch meinen Ängsten und Komplexen stellen muss – und Jarrett, meinem Fluchtgefährten, der vor seiner dunklen Vergangenheit davonläuft. Mit der Zeit öffnen wir uns einander, doch eine Gefahr jagt die andere – die Maschinen sind überall.
Es ist kein Buch, das sich bequem in eine Genreschublade stecken lässt. „Future Fiction-Roadtrip“ habe ich einst in mein Exposé geschrieben, als „Near-Future-Thriller mit Sogfaktor“ preist es jetzt mein Verlag an. Beide Einordnungsversuche beinhalten das Wort Future, aber weit mehr als um die Zukunft, geht es mir in „They Are Everywhere“ um die Protagonisten.
Die 16-jährige Hannah fühlt sich nur in der virtuellen Welt sicher, selbstbewusst und beachtet. Doch die Extremsituation, in der sie sich auf einmal wiederfindet, lässt ihr keine andere Wahl, als sich wieder mit der realen Welt auseinanderzusetzen – und mit Jarrett, der wie Hannah nicht mit sich im Reinen ist, wenn auch aus ganz anderen Gründen.
„Und du?“, fragte Jarrett. „Warum reibst du immer mit deinem Daumen über deinen Zeigefinger?“
„Weil …“ Mein Gesicht konnte innerhalb einer halben Sekunde auf Brennofen-Modus schalten.
„Weil …“
Weil ich ein Junkie ohne Droge bin. Weil ich einen kalten, radikalen Entzug durchmache. Und weil ich, verdammt noch mal, lieber im Metaverse unterwegs bin als im echten Leben, wo ich mich lächerlich mache mit meinem hochroten Schädel, meinem spitzen Kinn und meinen Härchen, und wo mein Daumen mich nicht einfach wegteleportieren und aus Situationen wie dieser retten kann.
Es sind menschliche Interaktionen, Momente des Miteinanders, die Hannah überfordern, die ihr zu schaffen machen und die sie gleichsam mit neuer Lust aufs echte Leben erfüllen. Einem Leben, das jeden Moment vorbei sein kann, denn die tödlichen Maschinen sind überall.
„Bereit?“, fragte Jarrett.
Ich war nicht bereit. Es war ewig her, dass ich der Sonne beim Untergehen zugesehen hatte, ich war nie auf die Idee gekommen, es zu tun. Aber hier und jetzt, irgendwo in Ohio, neben einem Jungen, der so anders war als ich, war es irgendwie schön und stimmungsvoll – und auf einmal schmerzte mich der Gedanke, dass es das letzte Mal gewesen sein könnte.
Ich hatte Angst vor dem Sprung ins Gras, vor allem aber vor dem, was danach kommen würde. Wenn wir in diese Stadt gingen, die keinerlei Lebenszeichen von sich gab, würde sich vermutlich noch heute Nacht dasselbe über uns sagen lassen. Wenn wir nicht gingen, würde es länger dauern und friedlicher ablaufen. Aber es würde nichtsdestotrotz zu Ende gehen. Und für das Ende war ich nicht …
„Bereit“, piepste ich.